Famulaturbericht CookIsland Februar 2018
Famulaturbericht CookIsland, Februar 2018
von Mona Monzien und Thomas Katzenberger
Das Team
Cook Inseln! Die Entscheidung war gefallen! Den Gedanken, eine Famulatur zu machen, hatten wir schon relativ lange. Mit der Umsetzung und Planung jedoch, haben wir effektiv drei Monate vorher begonnen. Sicher recht spät, aber wir haben alles geschafft.
Angefangen hat die Planung mit einer Email an den Senior Chef der Zahnklinik vor Ort, von dem wir auch zeitnah positive Antwort erhielten. Weitere Emails folgten und ohne allzu große Verzögerungen haben wir auch immer nette Antwort bekommen. Mit offiziellem Bestätigungsschreiben in der Tasche haben wir dann die Organisation drum herum machen können: ZAD, DAAD, Versicherungen abschließen und natürlich Spenden besorgen. Fast alle von uns angeschriebenen Dentalfirmen ließen uns dann Materialien jeglicher Art zukommen und so häuften sich nach und nach die Pakete in unseren Wohnungen. Des Weiteren: Flüge über das Reisebüro gebucht, Kiikii Inn für die ersten Tage gebucht und auch Flüge nach Aitutaki, einer kleinen Insel nördlich der Hauptinsel mitten im großen Pazifik.
Das größte Hindernis vor unserer Abreise war sicherlich die Informationsbeschaffung über Gepäckbestimmungen der Airlines: nahezu unmöglich verlässliche Aussagen zu bekommen. So packten wir also jeweils einen großen Koffer zur Hälfte mit eigenem Gepäck und zur anderen Hälfte mit Spenden und hatten so keinerlei Probleme und vor allem keine Kosten für Mehrgepäck. Unsere Airline erklärte sich leider nicht bereit, einen Spendenkoffer umsonst zu transportieren. Aus Gesprächen mit Famulanten, welche vor uns die Cook Inseln besuchten, wissen wir aber, dass es durchaus Airlines gibt, welche Spendengepäck ohne Mehrkosten transportieren.
Abflug Frankfurt via Abu Dhabi, Sydney nach Rarotonga. Circa 35 Stunden unterwegs, aber erstaunlich gut wegzustecken, sodass wir an unserem Ankunftstag (ein Freitag, empfiehlt sich) mit netter Begrüßungsmusik am Flughafen noch genug Energie hatten, den Tag voll zu nutzen. So machten wir erste Einkäufe, schauten uns um, besorgten uns einen Führerschein, mieteten einen Roller, und kauften uns einen Internetvoucher. Ein Roller dort ist ein absolutes Muss, super praktisch, macht Spaß und ist mit umgerechnet 7 Euro am Tag auch erschwinglich. Internet, wie auch generell alles andere auf der Insel (Essen, Unterkunft etc.), ist relativ teuer. Aber keine Angst: alles soweit im Rahmen! Insgesamt fanden wir uns auf der überschaubaren Insel schnell zurecht und fingen dann Montag in der Zahnklinik an. In entspannter Atmosphäre und nach Begrüßung aller Zahnärzte ging es dann gleich los: „There is a patient for you on chair 3!“.
Zahnklinik
Behandlungsraum
Und so wurden wir auf freundliche Art und Weise ins kalte Wasser geworfen und mussten Anamnese, Befundung, Diagnose, Therapieentscheid und natürlich die Behandlung komplett alleine machen. Beziehungsweise wir durften! Im Zweifelsfall ist immer jemand für Rücksprachen anwesend, aber niemand schaute uns auf die Finger und kontrollierte irgendetwas. Die finale Entscheidung über eine durchzuführende Therapie lag immer bei uns. Wir konnten also von Anfang an als vollwertige „Zahnärzte“ eigenständig mitarbeiten, was für uns auch das Beste an der gesamten Famulatur war. Eine wahnsinnig gute Schule für den Einstieg ins kommende Berufsleben! Zum Behandlungsspektrum: allgemein zahnärztliche Behandlungen. Prophylaxe, Reinigungen, Füllungen, Endo, Extraktionen (Extraktionen leider nicht so viele wie erhofft), eine Interimsprothese.
Allgemein herrschte in der Klinik große Unordnung, gewohnte deutsche Hygieneverhältnisse gab es nicht, aber auf ihre Weiße war es alles organisiert! Leider kam es zu großen Zeitverlusten, wenn wir durch die Klinik laufen mussten und in den Schubladen unsere Materialien suchten. Pro Patient wird in der Klinik eine Stunde eingeplant. Dabei ist es egal, ob es sich um eine Endo, Extraktion oder ein check up handelt. Das stellte uns anfangs vor größere Herausforderungen, da wir doch um einiges mehr Zeit pro Patient in der Uni haben. Auch irritierte uns einige Male der Umgang mit Materialien und Spenden vor Ort. Wir behandelten dann zwei Wochen auf der Hauptinsel, jeweils von 8 bis ungefähr 16 Uhr. Oft hatten wir Pausen zwischen den Patienten oder konnten früher gehen, weil niemand mehr einbestellt war; prinzipiell hätten wir gerne noch mehr behandelt.
Nach den ersten zwei Wochen flogen wir dann nach Aitutaki ins Paradies. Absolut empfehlenswert. Der Seniorchef organisierte uns dort für wenig Geld eine Bleibe beim einzigen Zahnarzt der kleinen Insel, was sich als wunderbare Erfahrung entpuppte. Im einzigen Behandlungsraum ließ uns Joe der Zahnarzt den ganzen Tag behandeln, half uns, gab Tipps und besuchte mit uns einen Tag lang auch verschiedene Grundschulen.
Einziger Behandlungsraum
Dort verteilten wir mit ihm unsere mitgebrachten Zahnbürsten und Zahnpasten. Es war schön zu sehen, wie sich Kinder über neue Zahnbürsten freuen können und sich mit einem fröhlichen:“Meitaki atupaka!“ bei uns bedankten. Joe stellte sich als hervorragender Lehrer für Zahnextraktionen heraus. Er ließ uns freie Hand und unterstützte uns in den richtigen Momenten! Auf der Insel Aitutaki mangelt es häufig an Materialien und Joe freut sich sehr über neue Sachen. Also sollte man auch genügend Materialien (Komposit, Zahnbürsten, etc.) für Aitutaki aufsparen. Auch die Zeit nach der Arbeit in seinem Haus mit seiner Familie und Freunden war eine große Bereicherung für uns. Nach der Arbeit konnten wir uns in türkisenem Lagunen-Wasser abkühlen; eine runde Sache also, für die wir rückblickend gerne mehr Zeit geplant hätten!
Strand in Aitutaki
Anschließend ging es wieder schweren Herzens, aber mit tollen Erinnerungen und neu gewonnenen Freunden für die letzten beiden Wochen zurück auf die Hauptinsel Rarotonga. Highlight: Behandeln einer 98-jährigen, die uns dann auf ihre Geburtstagsfeier einlud. So warmherzig und lieb wurden wir selten irgendwo willkommen geheißen! So gingen die fünf Wochen im Südpazifik sehr schnell vorbei und wir kamen mit vielen Eindrücken und vor allem einer riesengroßen Portion neuem zahnärztlichen Wissen und Können ins kalte Deutschland zurück. Eine super Kombination aus Behandeln und Urlaub! George, der Seniorchef, bietet generell an, dass er sich um Flughafentransfers und Unterkünfte etc. kümmert. Es empfiehlt sich soweit auch, auf dieses Angebot einzugehen und von Deutschland aus nicht alles schon durchzuplanen. Dort ergeben sich viele tolle Möglichkeiten. Auch muss fairerweise erwähnt werden, dass die Klinik unseres Erachtens nach nicht zu 100% von Spenden abhängig ist, weil prinzipiell vor Ort auch vieles bestellt werden kann. Spenden auf jeden Fall mitbringen, aber stressfrei, wir hatten uns das im Vorfeld nur anders vorgestellt. Eine sehr gern gesehene Spende ist Ledermix, welches es in der Klinik auch nur als kleine Portionen an der Hauptanmeldung gibt.
Wer also Lust hat, sollte sich an George Hosking den Seniorchef wenden:
George Hosking
Te Marae Ora
Ministry of Health Cook Islands
Head Office, PO Box 109
Rarotonga
Cook Islands
E-Mail : george.hosking@cookislands.gov.ck oder g.hosking@health.gov.ck
Bei Fragen zur Famulatur auf den Cook Inseln natürlich gerne auch an uns:
Thomas Katzenberger und Mona Monzien (cookislandsfamulatur@yahoo.de)
Ein großes Dankeschön richten wir an folgende Dentalfirmen, niedergelassene Zahnärzte und alle Sponsoren und Unterstützer die großzügig gespendet haben, um uns und vor allem den Menschen auf den Cook Inseln zu helfen: Dentsply, Transcodent, Kuraray, Alpro Medical GmbH, 3M, Lege artis, Voco GmbH, TePe, Frasaco, MaiMed GmbH, Ivoclar Vivadent, Resorba Medical, Hammacher GmbH, Komet, Hu Friedy, DFSDIAMON GmbH, DENTAL- Kosmetik GmbH & Co. KG, dental bauer, NTI-Kahla GmbH, septodont, M+W Dental, Zahnärzte Dres. med. dent Peter Rother & Linda Rother aus Stadtallendorf, Zahnarztpraxis Ural aus Stadtallendorf, EDEKA Markt Stadtallendorf, Zahnklinik Tübingen