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Famulaturbericht Kambodscha 2018

Famulaturbericht Kambodscha 2018

Famulaturbericht Kambodscha, Juli 2018

von Lara Abraham

Bereits während der ersten Studienjahre wussten wir, dass wir gerne eine Auslandsfamulatur bestreiten wollen. Gestärkt wurde dieser Wunsch dadurch, dass in den zwei darauffolgenden Jahren Freundinnen von uns von ihren Famulaturen und den tollen Erfahrungen berichteten. Schnell war uns klar, dass wir unsere Famulatur auf dem asiatischen Kontinent absolvieren möchten. Wir waren bereits fasziniert von Tempeln wie Angkor Wat und waren beide noch nie dort. Unsere Wahl fiel deshalb nach kurzer Überlegung auf Kambodscha.

Unsere Planungsphase begann bereits mehr als ein Jahr vor dem Start unserer Famulatur. Wir haben zunächst auf der Internetseite des ZADs nach Organisationen in Kambodscha gesucht und daraufhin zwei Organisationen in Phnom Penh kontaktiert. Unsere Wahl fiel dann auf die von Dr. Zuschlag gegründete Organisation Mini Molars Cambodia e.V.. Im Internet konnten wir bereits mehr über die interessanten Außeneinstätzen der Klinik erfahren und wir merkten schnell, dass uns die Organisation unserer Famulatur durch den deutschen Kontakt in Hamburg stark erleichtert wurde.

In den folgenden Monaten beschäftigten wir uns dann mit der Spendensuche, den Reiseimpfungen und der Buchung von Flügen und Hotels. Wir wurden von vielen Dentalfirmen großzügig mit Sachspenden unterstützt. Uns ist aufgefallen, dass es bei manchen Firmen wichtig ist für die Spenden vor dem Jahreswechsel anzufragen, da diese meist zu Jahresbeginn ihr komplettes Jahresbudget verteilen. Wir waren deshalb froh, dass wir bereits so früh mit den Anfragen gestartet haben. Der Großteil unserer Planung war im Frühjahr somit erledigt. Zuletzt wurde nur noch das Visum beantragt, welches wir während unseres Aufenthaltes in Kambodscha bei der Immigrationsbehörde um weitere 30 Tage verlängern mussten.

Am 28.07. startete unser Flieger von dem Hamburger Airport über Dubai nach Phnom Penh. Im Voraus haben wir bei der Fluggesellschaft angefragt, ob wir jeweils ein weiteres kostenfreies Gepäckstück aufgeben dürfen, um die ganzen Sachspenden zu transportieren. Das Mitführen eines weiteren Koffers voller Spenden sowie die Einreise selbst verliefen ohne Probleme und wir landeten schließlich am 29.07. in Phnom Penh.

Eigentlich sollte unsere Famulatur dann direkt am 30.07., also an dem Tag nach der Ankunft starten. Aufgrund von Wahlen befand sich das Land jedoch in einem Ausnahmezustand, sodass sich die meisten Menschen auf dem Land und nicht in der Stadt befanden. Da aus diesem Grund am Montag kein Patient in der Organisation erschienen wäre, teilte Dr. Zuschlag uns kurzfristig mit, dass wir erst am Dienstag mit dem Behandeln beginnen werden. Nach der langen Reise und der späten Landung um 23 Uhr in Phnom Penh waren wir sehr froh, dass wir so erst einmal einen Tag zum Ankommen und Eingewöhnen hatten.

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Schulkinder

Voller Freude starteten wir dann am Dienstag unsere Famulatur. Die Klinik lag nicht direkt im Stadtzentrum Phnom Penhs sondern etwas außerhalb. Da uns die Verkehrssituation direkt abgeschreckt hat bot es sich an das TukTuk als Transportmittel zu nutzen. Aufgrund der etwas versteckten Lage der Organisation waren die TukTuk-Fahrer jedoch oft mit ihrem Latein am Ende. Direkt am ersten Tag war das für uns eine kleine Überforderung. Zudem mussten wir zu Beginn auch noch unsere zwei großen Koffer transportieren und haben uns somit für den erst besten Fahrer entschieden. Preislich wurden wir total abgezockt und zusätzlich konnte der Fahrer kein Englisch, also nicht einmal „yes“, „right“ oder „left“.

Das begegnete uns die folgenden Wochen ständig, aber da wir mit der Zeit den Weg wussten, konnten wir die TukTuk-Fahrer mit Händen und Füßen lotsen. Die TukTuk-Fahrer reagierten meist mit Gelächter und antworteten irgendwas auf Khmer. Das war Rückblickend einer unserer Highlights, da wir viele sehr witzige und unbegreifliche Erlebnisse auf den TukTuk-Fahrten hatten. Zurück zum ersten Tag - nach mehrfachem Halt am Straßenrand mit dem Versuch die Karte zu lesen und den Weg zu erfragen, kamen wir am ersten Tag mit einer leichten Verspätung in der Organisation an.

Die Klinik liegt auf dem Gelände einer „Pagoda“. Das bedeutet, dass man auf einem buddhistischen Gelände arbeitet und umgeben von Mönchen und Tempeln ist. Zuerst lernten wir das Team und die anderen Famulanten, eine weitere Studentin aus Deutschland und ein Zahnarzt aus Taiwan, kennen. Wir haben uns sofort sehr wohl gefühlt und zwei von vier Mitarbeitern konnten gutes Englisch. Dies war für uns sehr wichtig. Khmer ist eine schwierige Sprache und wir konnten am Ende nur die für uns sinnvollsten Wörter wie „Schmerzen“, „Mund auf“ oder „Mund zu“ etc. Die Helferinnen waren somit als Übersetzer essentiell für unsere Arbeit. Die Zusammenarbeit hat stets sehr gut funktioniert.

Bis zur Hälfte unseres Aufenthalts waren auch Dr. Zuschlag und seine Frau vor Ort. Das hat uns sehr geholfen, da sie uns immer beraten haben, falls wir Hilfe brauchten und uns viele Tipps geben konnten. Wir haben uns auch einfach menschlich gut mit den Beiden verstanden und waren sehr traurig, als sie zurück nach Deutschland geflogen sind. Ab der zweiten Hälfte kam dann eine angestellte kambodschanische Zahnärztin dazu. Sie konnte sehr gutes Englisch und somit konnten wir sie ebenfalls bei Problemen fragen. Probleme bzw. Fragen traten aber mit jedem Tag immer seltener auf. Die Organisation verfügt über drei Behandlungsstühle, die mehr oder weniger funktionieren. Die Absauger funktionieren, sind aber deutlich schwächer als in Deutschland und die Wasserkühlung erfolgt meistens über das Spray-Vit. Im Großen und Ganzen hat dies aber gut funktioniert und so konnten wir vernünftige Füllungstherapien, Prophylaxe, Extraktionen und sogar Endos durchführen. Die Organisation verfügt nämlich über ein Röntgengerät und somit konnten wir Zahnfilme anfertigen.

 

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Behandlung der jungen Patienten

 

Die Therapie verläuft hier grundsätzlich etwas radikaler ab, als in Deutschland. Stark zerstörte und schmerzende Molaren wurden aufgrund der fehlenden Technik, der schlechten Erfolgsquote und der geringen Compliance der Patienten nicht mehr wurzelkanalbehandelt, sondern extrahiert. Frontzähne und Prämolaren wurden grundsätzlich versucht zu erhalten. Schmerztherapie stand jedoch bei allem im Mittelpunkt, um auch möglichst viele Patienten an einem Tag behandeln zu können. Manchmal konnten wir den Patienten leider nicht helfen, da diese entweder mit Wucherungen in der Mundhöhle kamen oder für die Behandlung ein OPT erforderlich war. Diesen Patienten mussten wir dann raten einen anderen Zahnarzt oder das Krankenhaus aufzusuchen. Grundsätzlich waren unsere Patienten sehr arm.

 

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Behandlung der Kinder

Da die Organisation hauptsächlich auf die Behandlung von Kindern ausgelegt war, mussten diese für die Behandlung nichts bezahlen. Die erwachsenen Patienten, die die Praxis aufsuchten mussten ca. drei Dollar für die Behandlung bezahlen, wobei hier auch eher das Motto verfolgt wurde "jeder zahlt so viel er kann".

Vor allem in der ersten Woche kam es häufig zu Stromausfällen, da der Strom anscheinend von einer benachbarten Fabrik bezogen wurde. Die Fabrik ist damit jedoch nicht mehr einverstanden und stellt deshalb den Strom einfach ab wann sie möchte. Die Angestellten sprachen daraufhin viel mit den Mönchen und den Fabrikinhabern, sodass wir am Ende keine Probleme mehr mit dem Strom hatten. An den Tagen, wo wir überhaupt keinen Strom hatten und somit in der Klinik nicht behandeln konnten, hat sich die Praxismanagerin sofort darum gekümmert, dass wir zusätzlich zu den bereits geplanten Außeneinsätzen, auch an diesen Tagen mit den mobilen Einheiten in die Slums fahren können. Dies ist natürlich deutlich abenteuerlicher als in der Klinik. Bei den Außeneinsätzen verfügt man lediglich über Klappstühle und mobile Einheiten, die man in Trollis einpacken kann.

Das Licht stellt man sich selbst mit der Handytaschenlampe ein und improvisiert so gut es geht. Bei manchen Außeneinsätzen haben wir fast ausschließlich Erwachsene behandelt, da die Kinder so ängstlich waren, dass sie sich nicht behandeln lassen wollten. Auch nach mehrfachem Versuch sie zu überzeugen konnten die Kinder meist nicht umgestimmt werden. Es war meistens nicht leicht die Entscheidung der Kinder hinzunehmen, da es frustrierend war ihnen nicht helfen zu können. Bei solchen Kindern mussten wir uns dann mit der Kariesprävention zufrieden geben.

Wichtig bei den Außeneinsätzen war vor allem die Prävention und Motivation der Kinder und die Behandlung ihrer Schmerzen, denn generell haben die Kinder eine sehr schlechte Mundhygiene und verfügen meist noch nicht einmal über Mundhygieneartikel. So kam es öfter vor, dass bereits 9-jährige Kinder nur noch Wurzelreste der 6er hatten und auch die bleibenden Frontzähne sehr kariös zerstört waren. Die Milchzähne sind generell in einem sehr desolaten Zustand. Das führte dazu, dass wir nicht in einer Sitzung den kompletten Behandlungsaufwand erfüllen konnten und hoffen mussten, dass die Kinder wieder kommen würden.
Rundum haben wir eine tolle Zeit in Kambodscha gehabt, es sehr genossen und viel gelernt.

Zusätzlich zu der Famulatur haben wir auch das Land in jeder freien Minute bereist und tolle Orte wie Siem Reap, Battambang und Kampot besucht. Das Land ist beeindruckend und die Leute sind wirklich sehr nett und hilfsbereit. Wir würden immer wieder hier unsere Famulatur machen, obwohl man sich natürlich von seinen typisch deutschen Strukturen und Planungszwängen entfernen muss. Dies trifft jedoch höchstwahrscheinlich auf jedes Entwicklungsland gleichermaßen zu.

 



 

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