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Famulaturbericht Peru, Urubamba April/Mai 2017

Famulaturbericht Peru, Urubamba April/Mai 2017

Famulaturbericht Peru, Urubamba April/Mai 2017

von Philip Stähler, Lisa Sturm, Katharina Röggla, Lennart Wedekind und Lina Klusmann

Das Projekt in Urubamba vom Verein „Zahnärzte helfen e.V.“ ist hauptsächlich auf die Versorgung der ärmeren Bergbevölkerung ausgelegt. Der Verein kooperiert sehr eng mit „Corazones para Peru/ Herzen für eine Neue Welt“, einem Kinderhilfsverein vor Ort, der ein Kinderdorf, Kindergärten, Kinderkrippen und verschiedene social businesses betreibt.  

Es gab während unseres Einsatzes vor Ort drei Möglichkeiten zum Behandeln. Die erste Option war die „posta de salud“ (Gesundheitsstation) in Huilloc, einem kleinen Bergdorf auf ca. 4.000 m Höhe etwa eine Stunde von Ollantaytambo entfernt. Dort leben die Menschen noch auf sehr traditionelle Art, tragen volkstümliche Bergtrachten und betreiben Landwirtschaft. Die Gesundheitsstation ist mit einem elektrischen Behandlungsstuhl und luftbetriebenen Winkelstücken ausgestattet.

Das Instrumentarium dort ist sehr gut, vor allem für chirurgische Eingriffe sind viele Zangen, Hebel etc. vorhanden. Nur Nahtmaterial ist rar. Für konservierende Zahnheilkunde ist alles vorhanden wie in Deutschland, auch endodontisches Behandlungsmaterial. Leider gibt es dort weder ein funktionierendes Röntgen- noch Endometriegerät, sodass wir keine Wurzelkanalbehandlungen durchführen konnten. Dafür haben wir die Patienten in die nächstgrößere Stadt zu einem niedergelassenen Kollegen schicken müssen.

Das meiste Material bei unserem Einsatz stammt aus Spenden von Dentalfirmen, von Dürr Dental, Alpro Medical GmbH, Dentsply, Bausch Dental, Kuraray, Ivoclar, 3M Oral Care Division, Komet und Henry Schein. Eine Lichthärtelampe, Keile, Matritzen und sogar Kofferdam ist verfügbar. An der Station konnten wir an drei Tagen die Woche behandeln, von etwa 9.00 Uhr morgens bis 14.00 Uhr am Nachmittag. An diesen Tagen haben wir die Kinder gruppenweise aus der örtlichen Schule geholt und systematisch nach der Klassenliste untersucht und behandelt.

An zwei anderen Wochentagen ist die Station dann offiziell für alle Patienten geöffnet und es kommen vor allem Erwachsene aus der Umgebung. Wir haben aber auch natürlich an den anderen Tagen, wenn erwachsene Patienten gekommen sind, diese behandelt. Grundsätzlich war die Mundhygiene eher problematisch. Von einigen erfreulichen Ausnahmen bei den Schulkindern abgesehen, die komplett kariesfrei waren, war die Mundhygiene dürftig.

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Den Kindern wurde die Angst vor dem Zahnarzt genommen

Kinder und Schulkinder mit mehreren kariös zerstörten Zähnen waren eher die Regel als die Ausnahme. Viele hatten auch Schmerzen. Trotzdem gingen sie offensichtlich nicht freiwillig zum Zahnarzt, sondern wurden erst im Rahmen dieser Schuluntersuchungen behandelt. Erstaunlich war, wie ruhig und diszipliniert sich die Kinder haben behandeln lassen.  
 
Die zweite Möglichkeit war die Gesundheitsstation im Chicon-Tal, etwa 20 Minuten mit dem Bus von Urubamba entfernt. Das ist die am besten ausgestattete Station und sogar ein Autoklav ist vorhanden. Das Behandlungsinstrumentarium lässt nichts zu wünschen übrig und jegliches Verbrauchsmaterial ist verfügbar, mit Ausnahme von Endos. Auch dort haben wir meistens Kinder behandelt.

Da auch viele Kindergartenkinder darunter waren, die sich ebenso erfreulich diszipliniert behandeln ließen, griffen wir oft auf den handanmischbaren Glasionomerzement und Oberflächenanästhesie vor Lokalanästhesie zurück. Erwachsene haben wir dort eher selten behandelt. Oft waren wir auch mit der dritten Möglichkeit zum Behandeln unterwegs, der „estación móvil“. Diese mobile Einheit ist in der etwa 30 Minuten mit dem Bus entfernten Stadt Ollantaytambo stationiert und soll von dort aus entlegene Gemeinden medizinisch versorgen. Die Einheit wird von der Stadt selbst betrieben, aber wir durften trotzdem mitfahren und behandeln.

Die Einheit ähnelt einem großen Wohnmobil und enthält neben dem zahnärztlichen Behandlungszimmer mit Behandlungsstuhl und (kaputtem) Röntgengerät noch ein ärztliches Behandlungszimmer. In der Regel sind wir damit gegen 9 Uhr morgens losgerumpelt und über Schotter- und Lehmstraßen nach zwei bis drei Stunden am Ziel angekommen.

Laut hupend hat der Fahrer dann auf sich aufmerksam gemacht, woraufhin die Patienten nach und nach eingetroffen sind. Neben dem Fahrer waren auch immer eine Ärztin, eine Zahnärztin und eine Krankenschwester dabei. Hier waren Extraktionen die Regel. Durch die großen Distanzen bis zu den Zielorten wäre sonst oft eine entsprechende Nachkontrolle bei Behandlungsalternativen nicht möglich gewesen.

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Die mobile Einsatztstation: „Estacion Movil“

Hin und wieder haben wir mit der Zahnärztin auch die Dorfschulen besucht und mit den Kindern Prophylaxe eingeübt. Hier hat uns beeindruckt, dass selbst in den abgelegensten Regionen jedes Kind in der Schule eine eigene Zahnbürste besitzt und zusammen mit dem Lehrpersonal das Zähneputzen geübt wird.

Während unseres Aufenthalts vor Ort konnten wir noch eine Gesundheitskampagne zusammen mit dem Vorsitzenden von „Zahnärzte helfen e.V.“ Dr. Norbert Reiss durchführen. Auf der Ladefläche eines Pick-Ups transportierten wir einen zusammenklappbaren Behandlungsstuhl, einen Kompressor sowie einen Generator zu den Bergdörfern Chaullaccocha und Chupani auf etwa 4.300 m Höhe. Dort oben gibt es keine Stromversorgung, so dass wir den Behandlungsstuhl mit Lampen und Zubehör mit dem Generator betrieben.

Es bildeten sich lange Schlangen vor dem Essensraum der örtlichen Schule, in der wir die portable Behandlungseinheit aufgebaut hatten. Vier Tage am Stück behandelten wir dort Patienten aus allen Altersgruppen. Jeden Morgen fuhren wir dafür etwa eineinhalb Stunden mit dem Pick-Up in die Berge, aber der lange Weg hat sich gelohnt. In Zukunft werden diese Kampagnen häufiger stattfinden.

Unterbringung:

Wir waren bei Yenni in der Stadt Urubamba untergebracht. Ihr Haus liegt nur ein paar Blocks von der Organisation „Corazones para Peru“ entfernt, was sehr bequem ist, weil dort die Einteilung der Zahnärzte auf die Behandlungsstationen erfolgt und auch die Kampagnen in die Berge beginnen.

Die Unterkunft ist einfach, aber schön. Sie befindet sich im obersten ersten Stock und verfügt über eine sehr schöne Dachterasse, auf der wir abends oft gemeinsam saßen.

Wir hatten eine Bluetooth-Musikanlage dabei und haben es uns dort abends bei Kerzenlicht gemütlich gemacht, weil die Sonne dort schon um 18 Uhr abends untergeht. Auch warmes Wasser und WLAN gibt es. Yenni selbst ist eine sehr herzliche, nette Frau. Wir haben mit ihr einige Male zusammen peruanische Gerichte wie Aji con Gallina oder Ricoto Rellena gekocht.

Stadt:

Die Stadt Urubamba ist eine angenehme kleine Stadt, die touristisch kaum erschlossen ist, obwohl sie einen zentralen Verkehrsknotenpunkt zwischen Cusco und Machu Picchu bildet.

Es gibt ein paar sehr leckere und trotzdem günstige Restaurants für die täglichen Mahlzeiten. Selbst zu kochen lohnt sich nicht, wenn man Geld sparen will. Wir haben das nur manchmal gemacht, wenn wir Lust auf deutsche Gerichte hatten. Im Supermarkt oder auf dem zentralen Marktplatz lässt sich eigentlich alles kaufen, was dafür benötigt wird.

Abends gibt es ein paar Kneipen, wir waren ab und zu in der Yerbaterria, einer kleinen Cocktailbar, die von einem Pärchen aus Kalifornien geführt wird. Grundsätzlich haben wir uns bei Tipps zur Stadt oder Umgebung an Judith oder andere aus der Leitung von „Corazones para Peru“ gewandt, die meist schon viel länger vor Ort sind. Auch die Freiwilligen der Organisation haben uns bei Fragen weitergeholfen.

Freizeitmöglichkeiten:

Da Urubamba und die Behandlungsstationen alle im Heiligen Tal oder Nebentälern davon liegen, gibt es unzählige Möglichkeiten für Wanderungen oder zur Besichtigung von alten Ruinen. In Ollantaytambo, Pisac und kleinen Örtchen dazwischen sind eigentlich an jeder Ecke Ruinen zum Besichtigen.

Für 70 Soles gibt es ein Touristenticket, um die wichtigsten Sehenswürdigkeiten betreten zu dürfen. Das lohnt sich allerdings kaum, weil man viele andere Ruinen auch so besuchen kann. An erster Stelle kulturell steht natürlich Machu Picchu, das man entweder mit dem Zug von Ollantaytambo oder über den Dschungel-Trek über Santa Maria und Santa Teresa erreicht.  

Mit den Freiwilligen von „Corazones para Peru“ bin ich am Wochenende auf den ChiconGletscher im gleichnamigen Tal gestiegen, der auf 4.700 m Höhe liegt. Das war unglaublich schön und unglaublich anstrengend. Akklimatisierung von mindestens zwei Wochen ist absolut unerlässlich dafür.

Auch in Cusco waren wir immer wieder und haben uns diese schöne Stadt angesehen. Andere Städte wie Arequipa oder auch der Dschungel im Park Manu kann man von Cusco aus mit Bussen an einem verlängerten Wochenende erreichen. Das haben wir allerdings nicht gemacht, weil wir sowieso danach noch einen Monat durch Peru und Bolivien gereist sind.
 

Fazit:

Alles in allem war es eine sehr schöne Zeit vor Ort, die ich nie vergessen und missen werde. Das Behandeln vor allem mit den Kindern hat sehr viel Spaß gemacht und sich dabei auch gut angefühlt. Durch die Arbeit haben wir einen engen Kontakt mit der einheimischen Bevölkerung entwickelt, was auf normalen Reisen so nicht passiert. Unser Spanisch hat sich auch sehr verbessert. Ich würde es jedem empfehlen, im Studium oder spätestens nach dem Examen so ein Auslandsvoluntariat zu absolvieren.


 

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